DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
03-12-2025 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.12.2025 um 10.30 UTC
Kein Winterwetter in Sicht. Am Wochenende wechselhaft, sehr mild und teils
windig, ab Dienstag zumindest im Süden und Osten Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 10.12.2025
Deutschland gelangt am Wochenende unter eine leicht mäandrierende Frontalzone.
Ein darin eingelagerter Trog greift auf Mitteleuropa über, das vorgelagerte
Frontensystem lässt Regen aufkommen, der bis zum Abend die Mitte Deutschlands
erfasst. Nur anfangs ist vorübergehend in einigen Kamm- und Gipfellagen noch die
feste Phase bzw. in windgeschützten Tälern gefrierender Niederschlag möglich.
Der Wind frischt aus Süd bis Südwest auf; für Sturmböen reicht es jedoch nur auf
exponierten Berggipfeln. Mit dem Auffrischen des Windes erfolgt eine
durchgreifende Milderung.
Am Sonntag erreicht der Trog Polen, ein nachfolgender flacher Rücken sorgt für
Zwischenhocheinfluss. In die auf Nordwest drehende Strömung läuft die Warmfront
eines Randtiefs bei Schottland herein, was von Westen her einen Wolkenaufzug und
ab dem Abend einsetzenden Regen zur Folge hat, der bis Montagfrüh die polnische
Grenze und auch Niederbayern erfasst. In Staulagen können 10 bis über 15 mm
innerhalb von 12 Stunden, im Schwarzwald bis über 40 mm innerhalb von 24 Stunden
zusammenkommen. Mit dem Abschmelzen der dort noch vorhandenen Schneedecke
ergeben sich deutlich höhere Abflussmengen. Bedingt durch die sich daran
anschließende leichte Zonalisierung der Strömung gelangt die Kaltfront des im
Laufe des Montags nach Südschweden ziehenden Randtiefs ins Schleifen und wird
später als Warmfront eines Sturmtiefs über dem nahen Ostatlantik rückläufig. Die
Folge sind weitere zeitweise Regenfälle vor allem über den mittleren Regionen
Deutschlands. Dabei bleibt es sehr mild, windig mit Sturmböen in den Höhenlagen
und in den Nächten weitgehend frostfrei.
In der Nacht zum Dienstag sorgt Warmluftadvektion an der Vorderseite des über
dem nahen Ostatlantik liegenden Sturmtiefs für Geopotentialgewinn, wodurch sich
über der Nordsee und Ostfrankreich ein Rücken aufwölbt. Zudem wird die Warmfront
dieses Tiefs aktiviert, was von Westen her erneut Regen aufkommen lässt. Im
Süden und Südosten macht sich bereits Wetterberuhigung bemerkbar.
Am Dienstag verlagert sich der Höhenrücken unter Kräftigung nach Mitteleuropa.
Das korrespondierende, über den Alpen und Südosteuropa liegende Bodenhoch lässt
im Süden und Südosten den Gradienten aufweichen, so dass sich dort ruhiges und
teils neblig-trübes Wetter einstellt, wobei Auflockerungen auf Höhenlagen, den
Alpenrand und einige Leelagen der Mittelgebirge beschränkt sind. Im Norden und
Nordosten fällt an einer sich ostwärts verlagernden Warmfront noch zeitweise
Regen. Die nachfolgende Kaltfront wird durch eine sich nach Südengland
verlagernde Welle rückläufig, was den Regen im Norden Deutschlands in der Nacht
zum Mittwoch und unter leichter Verlagerung nach Norden wahrscheinlich auch am
Mittwoch andauern lässt. In der Mitte und vor allem im Süden Deutschlands stellt
sich eine Inversionslage ein, wobei sich die Grundschicht bei geringen
Luftdruckgegensätzen weiter abkühlt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der Höhenrücken
nach Osteuropa, woraus sich erneut eine südwestliche und leicht mäandrierende
Strömung ergibt. Hierdurch ist im Norden und Westen leicht wechselhaftes Wetter
mit gelegentlichem Regen und milder Luft zu erwarten, wogegen sich im Süden und
zum Teil im Osten Hochdruckeinfluss hält. In diesen Gebieten sind
Grundschichtprozesse für das Wettergeschehen dominierend.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede sind bis
dahin nicht erkennbar. Ab Dienstag und im stärkeren Maße am Mittwoch wird von
der aktuellsten Modellrechnung die Verlagerung des auf Mitteleuropa
übergreifenden Höhenrückens hinausgezögert. Beim gestrigen 12 UTC-Lauf war dies
noch nicht der Fall.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum haben alle Modellläufe eine
südwestliche und leicht mäandrierende Strömung im Programm.
Darüber hinaus ist die rege zyklonale Aktivität über dem nahen Ostatlantik
erwähnenswert. Während der aktuellste Modelllauf Donnerstagmittag ein Sturmtief
vor Irland zeigt, liegt beim gestrigen 12 UTC-Lauf ein vergleichbares Tief
unmittelbar westlich von Portugal, d.h. rund 1500 km weiter südlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Montag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Am Mittwoch zeigt UK10 über den Britischen Inseln
ein Sturmtief, das nach ICON und EZMW ca. 1000 km weiter nordwestlich erwartet
wird. Folglich lässt UK10 die Luftmasse im Süden und Südosten Deutschlands noch
nicht so recht zur Ruhe kommen.
Im erweiterten mittelfristigen Zeitraum dürfte sich nach GFS deutschlandweit bei
geringen Luftdruckgegensätzen antizyklonal geprägtes Wetter einstellen, wogegen
das Modell des kanadischen Wetterdienstes eher die oben beschriebene Version
stützt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS zeigt Indizien für den Übergang zu einer Südwestlage, die
anfangs sehr antizyklonal geprägt ist. Dies ergibt sich vor allem aus dem
jüngsten Modelllauf. Der Spread ist dabei über den gesamten Vorhersagezeitraum
hinweg relativ gering. Ein kaltes Szenario wird nur von einem einzigem Member
geboten. Bemerkenswert sind die Niederschlagssignale, die auch für den Südosten
Deutschlands geboten werden, was eher einer antizykolnalen Südwestlage
widersprechen würde.
Das EPS des EZMW folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei auch hier der
Spread relativ gering ist. Signifikante Unterschiede im Hinblick auf eine mehr
oder weniger steile südwestliche Strömung ergeben sich erst im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum. Im Vergleich mit dem oben beschriebenen
Szenario werden von AIFS die Kurzwellentröge, die in die südwestliche Strömung
eingelagert sind, weggeglättet.
Beim Clustering gemäß Großwetterlagen ergibt sich ab Dienstag ein Übergang von
zyklonalen Südwest- und Winkelwest-Lagen zu antizyklonalen Strömungsmustern mit
einer südwestlichen bis westlichen Komponente, was als wahrscheinlichstes
Szenario anzusehen ist. Ein winterlicher Witterungsabschnitt ist daher nicht in
Sicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag und vor allem auch in der Nacht zum Sonntag besteht mit geringer
Wahrscheinlichkeit in windgeschützten Tallagen Süddeutschlands die Gefahr von
Glatteis durch gefrierenden Regen. Darüber hinaus frischt in einigen exponierten
Gipfellagen der Wind mit Sturmböen Bft 8/9 auf.
Am Sonntag sind auf exponierten Berggipfeln Sturmböen Bft 8/9 nicht
ausgeschlossen. Zudem fällt im Schwarzwald länger andauernder Regen, in
Staulagen können um 40 l/qm innerhalb von 24 Stunden zusammenkommen. Durch
rasches Abschmelzen der im Südschwarzwald vorhandenen Schneedecke sind dort
durchaus auch höhere Abflussmengen möglich.
Am Montag muss generell in den Hochlagen der Mittelgebirge sowie an einigen
Küstenabschnitten mit Sturmböen Bft 8/9 aus Südwest bis West gerechnet werden.
Auf exponierten Gipfeln der zentralen und nördlichen Mittelgebirge sind schwere
Sturmböen bis 100 km/h nicht auszuschließen.
Am Dienstag flaut der Wind ab, nur noch auf exponierten Berggipfeln kommt es
dann zu einzelnen Sturmböen Bft 8/9.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS, Temperatur ab Wochenmitte infolge Alterung der Grundschicht im
Süden und Südosten hin zu tieferen Werten korrigieren
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann